21. September 2022: D-Day für Heimito von Doderer im Café Landtmannww.ots.at/politik

© Gunther Adler

Wien (OTS) - Der urwiener Klassiker, Heimito von Doderers „Die Strudlhofstiege“, endet mit einem tragischen Verkehrsunfall, der schon auf der ersten Seite vorweggenommen wird: Mary K verliert am Althanplatz (heute Julius-Tandler-Platz) beim Franz-Josefs-Bahnhof am 21. September 1925 bei einem Straßenbahnunfall ein Bein.

Wenn man so will, spielt der ganze 900-Seiten-Roman quasi an einem einzigen Tag, der freilich mit unzähligen Rückschauen auf dieses Ereignis hingeschrieben ist.

Grund genug für das echo medienhaus, diesen 21. September – sozusagen als Wiener Pendant zum „Bloomsday“, der international am 16. Juni (dem Tag, an dem „Ulysses“ spielt) gefeiert wird – als Gedenktag für Heimito von Doderer zu begehen. Der erste D-Day (mit Klaus Nüchtern) fand mit großem Erfolg schon im Vorjahr statt. Für heuer wurde wieder Besonderes vorbereitet.

Als „Special Guest“ wird Hans Baierl, Leiter des Verkehrsmuseums der Wiener Linien Remise, im Café Landtmann kurz darlegen, ob ein solcher Straßenbahnunfall 1925 realistisch ist. Schließlich ist dieser Vorfall und besonders die Rettung Mary Ks durch ihren Bekannten Melzer, der durch seine Erfahrung als Offizier im Ersten Weltkrieg sofort Erste Hilfe zu leisten vermag, quasi der Angelpunkt des Romans. Und jeder, der die Strudlhofstiege liest, rätselt bei dieser Szene sofort, ob dies auch heute noch möglich wäre.

Doderer an der Peripherie

2020 überraschte die Wiener Autorin Nadja Bucher mit ihrem Roman „Die Doderer-Gasse oder Heimitos Menschwerdung“ (Milena Verlag) mit einem literarischen Kunstgriff. Sie lässt den 1966 verstorbenen Literaten ausgerechnet in einem Mädchen, das in der Großfeldsiedlung – dem größten Gemeindebau Wiens – aufwächst, wiederauferstehen. Doderer muss sich plötzlich Kinder- und Teenagerproblemen stellen und ist natürlich heillos überfordert, möchte er doch nichts anderes, als seinen „Roman No 7“ fertigstellen. Inmitten von Zeitphänomenen – Nicole singt „Ein bisschen Frieden“, im Kindergarten geht es rund und der Gemeindebau wird von Drogensüchtigen heimgesucht – will er seine junge „Wirtin“ Marie dazu bringen, eine literarische Karriere einzuschlagen. Allein, er hat nicht die geringste Macht über Marie, denn diese weiß nicht einmal, dass es ihn gibt. Wenig befriedigt Doderer, dass man eine Gasse nach ihm benannt hat, befindet sich diese eben in der Großfeldsiedlung, die der k.u.k-Ästhet naturgemäß als hässlich empfinden muss. Und wenig trösten kann ihn, dass in Maries Freundin Isa ein anderer Berühmter „wohnt“, nämlich Adolf Loos, der ebenfalls in der Großfeldsiedlung mit einer Gasse verewigt wurde und mit dem er sich unterhalten kann.

Der D-Day für Doderer bedankt sich bei der Stadt Wien Marketing und beim Café Landtmann für die Unterstützung.

Wienlive-Chefredakteur Helmut Schneider wird mit Nadja Bucher über ihr Romanprojekt und Heimito von Doderer diskutieren.

Die Schauspielerin & Autorin Chris Pichler wird Stellen aus „Die Doderer-Gasse“ sowie Doderers Werken lesen.

Als Special Guest wird Hans Baierl vom Wiener Verkehrsmuseum die Frage klären, ob eine Straßenbahn 1925 tatsächlich ein Bein abfahren konnte.

Büchertisch: Oliver Hartlieb von Hartlieb in der Porzellangasse.

Der Eintritt ist frei!

D-DAY für Doderer

Datum: 21.09.2022, 19:00 Uhr

Ort: Cafe Landtmann
Universitätsring 4, 1010 Wien, Österreich

Url: http://www.facebook.com/d-day für doderer

Veröffentlicht am 17.09.2022