Pauls Jets bei den Feldbacher Kulturtagen

© Reinhard K. Saurer

Mit der Kunst in der Provinz, oder besser im ländlichen Raum, ist das immer so eine Sache. Da braucht es zuerst einmal Idealisten mit dem richtigen G'spür, Beharrlichkeit und der nötigen Weltoffenheit. Wobei ich glaube, dass sich ländlicher Raum und Weltoffenheit nicht unbedingt widersprechen müssen. Beim Publikum sieht das leider oft anders aus. Da ist es nicht nur mit zeitgenössischer Kunst mitunter schwer, sondern auch mit der Musik abseits vom Mainstream. Das mussten auch die Organisatoren der Feldbacher Sommerspiele zur Kenntnis nehmen...

Zu Gast war die Wiener Indie-Band Pauls Jets. Paul wer, bekam ich stets zur Antwort, wenn ich nach der Band gefragt wurde, die ich vorhatte erstmals zu sehen. Niemand in meinem Bekanntenkreis hatte jemals von dieser Band gehört, die in den letzten drei Jahren ebensoviele, durchaus beachtliche Alben, das letzte davon, "Jazzfest", sogar ein Doppelalbum, herausgebracht haben. Und auch live zeigte sich die Band rund um den etwas schrägen Frontman Paul Buschnegg vor einer Handvoll zahlender Fans jeglichen Alters (nur Jugendliche waren so gut wie nicht vorhanden), die Hälfte gehörte wohl zum Organisationsteam, in beachtlicher Form. Songs wie "Diese Villa ist verlassen", "22703" oder "Jazzfest" funktionierten auch im Konzertrahmen. Nach exakt 75 Minuten (inklusive Zugabe) konnte man in musikalischr Hinsicht durchaus zufrieden resümieren. In einem anderen Ambiente wäre vielleicht noch ein bisschen mehr drin gewesen.

Noch nie zuvor war ich in der Kugelmühle in Mühldorf bei Feldbach, so der Name der Konzertlocation. Vorher konnte ich mir wenig darunter vorstellen, aber etwas mit Mühle klang nicht ganz unromantisch. Groß war die Überraschung, dass es dann nicht ganz so war. Die romantische Mühle entpuppte sich als riesige Lagerhalle, hinter der Bühne Paletten voll mit Bauelementen, nur wenige Meter daneben ein abgestellter Betonmischer. Vor der Bühne hatte man ein paar Stehtische aufgebaut, dahinter eine kleine, fast verloren wirkende Bar, geschmückt mit einem Puntigamer-Schild und einer einzigen Blumenkette. Ausgeschenkt wurde nur in 0,3l-Plastikbechern, was wohl unterstreichen sollte, dass es sich um eine Kulturveranstaltung handelte. Postiv hervorzuheben sei noch der Sound, das Gasometer kann sich davon was abschauen, dem Tontechniker war es gelungen, in dieser Halle einen exzellenten Sound zu kreieren.

Veröffentlicht am 01.08.2022