Lokalaugenschein beim Styriansounds

© Reinhard K. Saurer

Lokalaugenschein beim Styriansounds

In Graz verbindet man zwei Locations am ehesten mit Pop-/Rockkonzerten. Zum einen das Orpheum mit dem sympathischen Orpheum-Extra, das für Musik abseits vom Mainstream steht und das ppc, das ehemalige Teatro. Während das Orpheum während Corona auch hin und wieder auf Sitzplätze umgestellt hat, blieb das ppc (www.popculture.at) seiner Linie treu, weshalb man monatelang kaum bis keine Veranstaltungen auf der Homepage finden konnte. Zum Glück läuft die Sache jetzt langsam wieder an, wobei das langsam für die Anzahl der anstehenden Konzerte gilt, nicht für das styriansounds, das im Herbst unmittelbar vor Konzertstart wegen z.T. dubioser Auflagen abgesagt werden musste, so hätten die Künstler während ihrer Performance Masken tragen sollen...interessante Idee, die durchaus ins absurde Theater gepasst hätte, aber sicher nicht ins ehemalige Teatro...

Jedenfalls ist das Schnee von gestern, denn das styriansounds ging jetzt bei vollem Haus über die Bühne. Es war eigentlich alles wieder so wie früher...darf man nach zweieinhalb Jahren Pandemie schon nostalgisch werden? Auf alle Fälle dichtes Gedränge bei den Hauptacts auf der main stage, in der kleineren ppc-Bar nahezu bei jedem Konzert. Das Publikum war vorwiegend jung, aus meiner Sicht wage ich das von Student/innen schon zu behaupten, wobei schon auch vereinzelt Vierziger, Fünfziger und Sechziger anzutreffen waren. Weniger in den vordersten Reihen, wohin es mich nach wie vor noch verschlägt, auch wenn ich das spätestens dann bereue, wenn mit allen möglichen Extremitäten getanzt wird und ich das hautnah zu spüren bekomme. Dann bleibt nur noch der Platz unmittelbar neben den Boxen und dort hebt es mich fast von selber auf, also denk ich mir scheißdrauf, wieder ab in die Mitte.

Die muskalischen Highlights ortete ich schon mehrheitlich am ersten Tag. Sharktank und Cari Cari hoben sich deutlich vom bislang Gesehenen/Gehörten ab - das Bemühen war niemandem abzusprechen - aber was die genannten Bands auf die Bühne zauberten, war schon gehobene Klasse. Sharktank fielen nicht nur durch ihr buntes Outfit auf, sondern auch dadurch, dass ihre Mischung aus Pop und Hip Hop, die ja manchmal auch ordentlich danebengehen kann, etwas hat, das sich schwer beschreiben lässt. Mein Tipp: nicht nur auf Tonträger, sondern auch live anhören und mit allen Sinnen erfassen. Noch eine Spur drüber würde ich Cari Cari stellen, das ist zweifllos ein Duo von internationalem Format, das überall reüssieren kann. Da passt einfach alles zusammen, Musik, Liveperformance, Auftreten...einfach eine Wucht. Das neue Album lässt nicht mehr lange auf sich warten, im Herbst kommen sie dann wieder nach Graz, danach spielen sie u.a. auch in London, Paris oder Amsterdam. Beim Primavera-Festival in Barcelona wurden sie vom Rolling Stone als bedeutendste Live-Entdeckung gefeiert.

Intimer ging es in der ppc-Bar zu, wobei das nicht immer auf die leise Art ablaufen musste. Verschiedenste Stile lieferten den Beweis für die Bandbreite des steirischen Musikschaffens. Die vergleichsweise jungen Velvet Wasted ließen in eindrucksvoller Manier die Siebziger aufleben. Chris Magerl und die Burning Flames überzeugten mit rustikalem Punk, aber auch der Trend zu talentierten Songwriterinnen ist ungebrochen, beim styriansounds verkörpert durch Vida Noa oder Maia Onda...

Man darf auf alle Fälle schon auf den Herbst gespannt sein, wenn dann das eigentliche styriansounds 2022 über die Bühne gehen soll. Hoffentlich mit maskenlosen Perfomerinnen und Performern...

 

Veröffentlicht am 04.05.2022

Über die Autorin / den Autor

 

reini, Albersdorf/Austria, Ilztal, Graz, English, österreichische Literatur, music forever, viele Schienen, used to perform/theatre, nothing better than live, Studio Alben auch cool, nichts geht über einen Song auf der Terrasse, am besten einen eigenen, schreiben ja, aber nicht immer, „Der Holzmotorsägenbauer“, „Sie nannten es Goal“, Sturm Graz, Graz 99ers, Steiermark but Austrian music, the young and the old ones, mit Mario film, wie hieß der schnell, meeting at the clock, Weinberge and craft beer, say father, say husband, this is all true, mein wortschatz, basta.