Ein kurzer Blick zurück - dann kann der neue Soundtrack beginnen!

© Reinhard K. Saurer

Das neue Musikjahr beginnt für mich eigentlich erst im Februar. Der Jänner ist meist arm an Neuerscheinungen, die außerdem oft noch entbehrlich sind. Die viel gehypte FKA Twigs ist nicht so meines, John Mellencamp, den ich noch aus den 1980er-Jahren als John Cougar Mellencamp, präsentiert vom legendären Casey Kasem aus den American Top 40 kannte, hat zwar ein ziemlich gutes, aber nicht besondes originelles Album eingespielt. Grund für mich aus dem Soundtrack des Jahres auszusteigen und einen Blick zurück zu machen, der mich zum wiedeholten Mal zum genialen Rio Reiser und seine Band Ton Steine Scherben führt. Die Kultband ist mittlerweile 50 Jahre alt, Reiser, der in Wirklichkeit Möbius hieß (wie der Erfinder der Weltenformel in Dürrenmatts "Physiker"), ist schon seit mehr als 25 Jahren tot und dennoch ist die Band ohne Rio wie Queen ohne Freddy Mercury.

Doch was wäre, wenn Rio noch leben würde? Wir "Keine Macht für Niemand", "Der Turm stürzt ein" oder "Der Traum ist aus", das mich vom Lebensgefühl her an den Doors-Klassiker "When The Music´ s Over" erinnert, live miterleben dürften? Rio wäre ja nur um ein Jahr älter als der oben genannte John Mellencamp und sogar ein Jahr jünger als dessen bei uns viel berühmterer Kumpel Bruce Springsteen. Und Keith Richards lebt ja auch immer noch (zum Glück). Wie auch immer, die im Vorjahr erschienene Compilation kann uns das Live-Erlebnis zwar nicht ersetzen, empfehlenswert ist sie aber allemal.

Das zweite Album, das ich mir heuer gekauft habe, ist "Erased by Thought" von der bezaubernden Schweizer Songwriterin Gina Ete, ein bisschen vergleichbar mit ihrer wesentlich bekannteren Landsfrau Sophie Hunger. Seit ich bei der deutschen Website Liederbestenliste auf die Single "Mauern" und die EP "Oak Tree" gestoßen bin, ich mir das Album direkt bei ihr bestellt habe und sie mir eine selbst gestaltete Postkarte mit reizender Widmung mit der EP zukommen hat lassen, ist Gina ein sentimentaler Favorit von mir. Das neue Album ist bereits im Frühling 2021 erschienen und beinhaltet Songs von bezaubernder Schönheit, jedoch mit dunklen, manchmal politischen Untertönen, vermittelt in vier Sprachen (inklusive Schwyzerdütsch natürlich).

Zurück zum Anfang. Das neue Musikjahr beginnt im Februar. Und wie! Zum Abschluss einige bekannte und (bei uns) weniger bekannte Künstler, in deren Alben man auf jeden Fall reinhören sollte:

Big Big Train - "Welcome to the planet", Lars Bygden - "One Last Time for Love", Tocotronic - "Nie wieder Krieg", The Slow Show - "Still Life", Black Country New Road - "Ants from up there", Spoon - "Lucifer on the Sofa", Alt-J - "The Dream", Eels - "Witchcraft" und am Ende auch was aus der Heimat: The Base mit "Lick A Stone, Kill A Fly" und Ende des Monats kommt dann auch der sehnsüchtig erwartete Debüt-Longplayer von Oska...

 

 

Veröffentlicht am 05.02.2022

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