SOPHIA SÜSSMILCH im Francisco Carolinum Linz

© Michael Maritsch

Linz (OTS) - Pandemie, Krieg in der Ukraine und jetzt auch in Gaza, Erderwärmung, Energiekrise, Inflation, Patriarchat usf. sind Themen, die die Gesellschaft nachhaltig beeinflussen und ein permanentes Krisengefühl sowie Überlastung erzeugen.

Auf diese Erschöpfungsphänomene reagierte die Künstlerin Sophia Süßmilch mit ihrem Projekt Sanatorium Süßmilch auf sehr spezielle Weise. Sie richtete im Ausstellungsraum des Francisco Carolinum Linz ihr persönliches Sanatorium ein und wohnte dort einen Monat lang. Ihr Tagesablauf folgte dabei konsequent einem selbst erstellten „Therapieplan“. An zwei Stunden am Tag konnten Museumsbesucher:innen das Sanatorium betreten, sich während Sophia Süßmilchs Massage unter die Liege legen und sich mit ihr unterhalten.

Bereits im Vorfeld des Aufenthalts hatte die Künstlerin eine Reihe von existenziellen Fragen zum gegenwärtigen Zustand der Welt mit 25 unterschiedlichen Gesprächspartner:innen erörtert, aus ihrem privaten Umfeld ebenso wie mit Expert:innen. Sie versuchten in Gesprächen gemeinsam Lösungen für die drängendsten Probleme der Welt zu finden. Ihr Ziel dabei war, aus diesen Antworten nichts Geringeres als eine allgemeingültige Weltlösungsformel abzuleiten. Die Gespräche sind als Videos im ersten Ausstellungsteil auf Monitoren zu sehen, wobei aus den zahlreichen, sich überlappenden Soundquellen eine Kakophonie entstand, die die Unmöglichkeit der einfachen Lösungen für die Probleme der Menschheit metaphorisch unterstreicht.

Von ihren Gesprächspartner:innen fertigte Sophia Süßmilch während ihres Aufenthalts Porträts an, die nun in der Ausstellung zu sehen sind. Außerdem entstand in Zusammenarbeit mit der Fotografin Apollonia T. Bitzan eine Serie von fotografischen Selbstporträts, in denen die Künstlerin verschiedene Freud’sche Begriffe wie „Ödipuskomplex“, „Kastrationsangst“ oder „Über-Ich“ verkörpert. Im Hauptraum der Ausstellung beeindruckt eine monumentale Bettskulptur, die Süßmilch als zentrales Element der Präsentation entworfen hatte und der eine Beschäftigung mit dem „Vagina Dentata“-Motiv vorausging. Die große runde Matratze, durch eine Leiter zu erklimmen, ist innen mit Zähnen gespickt und außen von wallendem Haar ummantelt.

Nach 30 Tagen zog die Künstlerin wieder aus und nun erwartet die Besucher:innen auf einer riesigen Mind Map die ultimative Weltformel mit den Lösungen für die Probleme der Menschheit. Ein Ansinnen, das naturgemäß zum Scheitern verurteilt ist, jedoch in seiner Großspurigkeit die vermeintlich einfachen Lösungen, die die Politik mitunter als Heilsversprechen anpreist, persifliert.

Veröffentlicht am 13.11.2023