Draußen hat es auch im Oktober noch sommerliche Temperaturen, doch der Veranstaltungsherbst hat längst begonnen. In Graz gibt es heuer nach längerer Zeit wieder ein Programm, das sich sehen lassen kann. Corona und auch die Jahre danach haben mehr oder minder Schmalkost serviert, doch heuer hat man endlich wieder die Qual der Wahl, und man muss sogar auf so manches geile Konzert verzichten. Doch zunächst noch ein kurzer Blick auf den Sommer, der angesichts der aktuellen Schmankerl langsam zu verblassen beginnt. Los ging es bei mir, wie schon in den letzten Jahren im Waldviertel beim Musikfest des in Waidhofen/Thaya ansässigen Folkclub. Besonders der Salon Dita hat es mir angetan, meine persönlichen Highlights waren Saltbrennt aus Tirol und Bon Enfant aus dem fernen Kanada. Gleich darauf ging es wieder zurück nach Graz, wo das Klassikfestival Styriarte im noblen Palais Attems einen Abstecher in die Indiepopwelt wagte. Songwriter und Lokalmatador Christian Albrecht hat mich dabei besonders überzeugt. Obwohl ich speziell diese kleinen Konzertformate liebe, habe ich mich mit meiner Tochter, die heuer erstmals selbst auf Konzerte ging, zwischendurch auch einmal ins Happel-Stadion zu den Red Hot Chili Peppers und in die Wiener Stadthalle zu Annenmaykantereit mitnehmen lassen. Auch okay, aber das Flair der kleinen Konzertwelt, das ich gleich darauf wieder bei Rock the Station in Leitersdorf bei Bad Waltersdorf aufsaugen durfte, steht mir dann doch näher. Eigentlich keine Acts wegen die man auf den ersten Blick hingehen sollte, aber das ist da gar nicht so wichtig. Null Positive, eine Alternative Metal-Band aus Berlin, eigentlich nicht so meine Musikrichtung, waren der Headliner und live eine Wucht, insbesondere die charismatische Sängerin Elli Berlin. Weiters habe ich endlich einmal die legendäre Bluegarage in Frauental kennen gelernt. Gerockt hat ein gewisser Jagger, nicht Mick, sondern Chris, sein "kleiner" Bruder. Und dann war da noch ein Ausflug nach München zum Backstage. Wer Erik Cohen noch nicht kennt, sollte einmal nachgoogeln oder besser eines seiner ewas ungewöhnlichen Konzerte besuchen. Dabei ist er nämlich mehr im Publikum als auf der Bühne zu finden. Ein Original aus Kiel mit einer Prise Sankt Pauli-Charme. Reeperbahn ist nicht umsonst eine seiner Singles vom grandiosen neuen Album.
Am Ende des Sommers machte ich noch meine Reminiszenzen an den Austropop: Gert Steinbäcker in Fürstenfeld und Boris Bukowski in Gleisdorf, traditioneller geht es ja echt nicht mehr, macht aber immer noch Spaß!
Ein Grund, warum diesen Herbst in Graz wieder mehr los ist, ist auch das PPC, das ehemalige Theatro. Zwei begeisternde Konzerte unterschiedlicher Stilrichtungen liegen schon hinter mir: Chris Corner mit seinem legendären IAMX-Projekt und die begeisternde deutsche Folkpopband Bukahara, die nicht mit Einflüssen aus der Weltmusik geizt. Als Vorband durfte sich die viel versprechende österreichische Band Bon Jour präsentieren. Doch das war erst der Anfang. Für die Berliner Spaß-Punk-Band Acht Eimer Hühnerherzen und die legendären Subways aus Hertfordshire/UK unterstützt von den tollen Ash besitze ich schon Karten...
Für ein spannendes Autumn Leaves Songwriter:in Festival sorgen wiederum die Mannen von platoo.at. Von den heurigen Acts ist besonders auf den Kanadier Ben Caplan sowie den US-Amerikaner Will Sheff von der Independent-Band Okkervil River zu achten. Aber auch österreichische Acts kommen heuer in Graz nicht zu kurz: Buntspecht mit neuem Album, Mira Lu Kovacs mit Clemens Wenger, mit dem Projekt My Ugly Clementine hat sie im September im PPC bereits vor vollem Haus gespielt, dazu noch Bibiza, Fuzzman oder freekind. Für Vielfalt ist jedenfalls gesorgt!
Ein Musiktipp für den Plattenteller zum Abschluss: Yukno (Bild) stammen aus der Oststeiermark, aus dem kleinen Dorf Feistritz bei Anger, klingen aber nach großer Popwelt, auch oder gerade mit deutschsprachigen Texten...Neues Album: Alles ist Vergangenheit, obwohl Yuknos Musik eigentlich die Zukunft ist...
