PROTEST/ARCHITEKTUR – BARRIKADEN, CAMPS, SEKUNDENKLEBER

© Hans-Hermann Müller, 31. Mai 1980, Wendland-Archiv

Wien (OTS) - „Proteste müssen stören, sonst wären sie wirkungslos. Wenn Protestbewegungen in den öffentlichen Raum ausgreifen und sich dort fortsetzen, wenn sie ihn blockieren, schützen und erobern, dann entsteht Protestarchitektur“, heißt es einleitend in der Publikation zur Ausstellung „PROTEST/ARCHITEKTUR – BARRIKADEN, CAMPS, SEKUNDENKLEBER“, einem gemeinsamen Projekt des MAK – Museum für angewandte Kunst, Wien, und des Deutschen Architekturmuseums (DAM), Frankfurt am Main. Vom Körpereinsatz Protestierender, die Räume besetzen oder Formationen bilden, bis hin zu Protestcamps – es ist ein ambivalentes, oft utopisches und mitunter risikoreiches Spektrum an aufsehenerregenden Beispielen, das die Recherche zur Ausstellung zutage brachte: Es reicht von den Barrikadenkämpfen während der Julirevolution 1830 in Paris bis hinauf ins Heute. „PROTEST/ARCHITEKTUR – BARRIKADEN, CAMPS, SEKUNDENKLEBER“ wird heute, 15. September 2023, im DAM eröffnet und ist ab 14. Februar 2024 im MAK zu sehen.

Bereits vor fünf Jahren trafen MAK Generaldirektorin Lilli Hollein und DAM Kurator Oliver Elser im Zusammenhang mit diesem Thema aufeinander. Auf Einladung der Vienna Design Week 2018 gab Oliver Elser in seinem Vortrag „Protestarchitektur von Semper bis Occupy“ Einblick in die überraschende Vielfalt von Protestarchitekturen. Vor zwei Jahren entstand die gemeinsame Idee, dem gebauten Protest ein groß angelegtes Ausstellungsprojekt zu widmen und Proteste erstmalig aus baulicher und räumlicher Perspektive zu vergleichen.

„Lange Zeit war die Frage, wogegen man protestiert, zentral, heute ist mehr denn je auch die Wahl der Mittel eine gesellschaftlich diskutierte Frage und eine Frage der Legitimität. Die Ausstellung kommt zum richtigen Zeitpunkt“, so MAK Generaldirektorin Lilli Hollein.

Eine Vielzahl von Modellen, Fotos und eine eigens für die Ausstellung entstandene 16-minütige Filminstallation des Frankfurter Regisseurs Oliver Hardt zeichnen in der Ausstellung Protestereignisse in ihrer jeweiligen Einzigartigkeit nach. Dabei ging es Oliver Elser, Projektleiter und Kurator seitens DAM, und Sebastian Hackenschmidt, Kurator seitens MAK, um eine aufrüttelnde und auch schockierende wie gleichsam sinnliche Zeitreise durch Protestarchitektur.

Den Schwerpunkt der Ausstellung bilden 13 Protestereignisse zwischen 1968 und 2023 aus Ägypten, Brasilien, Deutschland, Hongkong, Indien, Österreich, Spanien, der Ukraine und den USA. Dort entstanden jeweils Protestcamps von unterschiedlicher Dauer und mit sehr verschieden ausgeführten baulichen Strukturen: In Madrid wurde 2011 ein Platz mitten im Stadtzentrum mit Plastikplanen überdeckt, in Hongkong und bei „Occupy New York“ entstanden Zeltstädte, in Delhi dauerte eine Autobahnblockade mit landwirtschaftlichen Fahrzeugen, die zu Häusern umgebaut waren, ganze 16 Monate, und in Österreich besetzte die „LobauBleibt!“-Bewegung von 2021 bis 2022 über 8 Monate verschiedene strategisch wichtige Orte und errichtete mehrere Protestcamps.

„Vor allem die 13 Case Studies demonstrieren, dass in unterschiedlichen gesellschaftspolitischen Kontexten aus begrenzten Ressourcen experimentelle Bauten für ungewöhnliche Gemeinschaften auf Zeit entstehen können. Faszinierend ist in allen Fällen die Energie, Leidenschaft und Risikobereitschaft der Protestierenden“, so die Kuratoren.

Nachzulesen sind alle in der Ausstellung thematisierten Protestereignisse in der begleitenden Publikation zur Ausstellung, die viel mehr als ein Katalog ist: In Form eines Lexikons macht sie ein weiterverzweigtes Feld an Bezügen und Verweisen auf, von 1830 bis 2022, von A wie Abschütten bis Z wie Zwentendorf.


PRESSEDATEN

PROTEST/ARCHITEKTUR – BARRIKADEN, CAMPS, SEKUNDENKLEBER

Deutsches Architekturmuseum – DAM Ostend, Frankfurt am Main
16. September 2023 – 14. Januar 2024

MAK – Museum für angewandte Kunst, Wien
14. Februar 2024 – 25. August 2024

Team DAM:

Direktor DAM: Peter Cachola Schmal
Kurator DAM, Projektleitung: Oliver Elser
Kuratorische Assistenz DAM, Recherche: Anna-Maria Mayerhofer
Wissenschaftliche Volontärin DAM: Jennifer Dyck

Team MAK:

Generaldirektorin MAK: Lilli Hollein
Kurator MAK: Sebastian Hackenschmidt
Assistenz MAK: Judith Huemer

Ausstellungsgestaltung: Something Fantastic (Elena Schütz, Julian Schubert, Leonard Streich)
Szenografischer Support: Vera Gärtner

Publikation:
Protestarchitektur. Barrikaden, Camps, raumgreifende Taktiken 1830–2023
Hrsg.: Oliver Elser, Anna-Maria Mayerhofer, Sebastian Hackenschmidt, Peter Cachola Schmal, Jennifer Dyck, Lilli Hollein
Verlag Park Books, Zürich, Deutsch/Englisch, broschiert, 528 Seiten, 230 farbige und 84 s/w-Abbildungen, Format 10,8 x 16,8 cm, 13 Case Studies, 68 Protestereignisse, 176 Lexikoneinträge von A bis Z, ISBN 978-3-03860-334-4, erhältlich um € 19.

Die Ausstellungsproduktion und die Station DAM Frankfurt am Main werden großzügig unterstützt durch:

Gefördert durch
Kulturstiftung des Bundes

Gefördert von
Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien

Teilprojekt zur Architekturvermittlung in Kooperation mit der
Wüstenrot Stiftung


Die Ausstellung im MAK Wien wird unterstützt durch:

Wienerberger AG

Veröffentlicht am 16.09.2023